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Pokal mit Deckel

aus Lauensteiner Glas, Glashütte Osterwald, um 1770

farbloses, geblasenes Glas, mit Gravur
38,5 x 12 cm
WIM G6317.1-2


Der Deckelpokal ist aus farblosem Glas mundgeblasen und hat eine konische Kuppa auf hohem Fuß mit rundem gewölbtem Stand, balusterartigem Schaft und Nodus sowie gezielten Lufteinschlüssen. Auf der Kuppa ist das bekrönte Georg-Rex-Monogramm „GR II“, das von einem stehenden Löwen und einem Einhorn getragen  wird, geschnitten. Der Deckel ist ebenfalls mit vegetabilem Muster verziert. Krone und Monogramm verweisen auf Georg II. August (1683-1760), der von 1727 bis zu seinem Tod König von Großbritannien und Irland, deutscher Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (Hannover) sowie nominell einer der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg war.

Angefertigt wurde der reichverzierte königliche Pokal in der Glashütte Osterwald in Osterwald (auch „Glashütte Lauenstein“ genannt; heute Ortsteil von Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont, Niedersachsen), die von 1701 bis 1885 bestand und die erste mit Steinkohle betriebene Feinglashütte östlich des Rheins war. Von Anfang an fertigte sie neben Gebrauchsglas auch hochwertiges Kristallglas. Insbesondere in den Jahren 1768 bis 1827 stellte die Osterwalder Glashütte feinste, gravierte und teilweise vergoldete Trink- und Ziergläser unter anderem für den Englisch-Hannoverschen Hof und das Kurfürstentum Hannover her, die heute unter dem Sammelbegriff „Lauensteiner Glas“ bekannt sind.

Diese Gläser zeichnete eine besondere Kombination von Lufteinschlüssen, Facettierungen und Vergoldungen aus, die die Wirkungsästhetik und Brillanz des wertvollen Glasmateriales noch steigerte. Die feinen Schnittdekore umfassten Wappen, Herrschaftsporträts, Monogramme, Jagd- und Festszenen wie auch Themen des täglichen Lebens oder Landschaftsdarstellungen. Der prachtvolle Deckelpokal gehört zur Glas-Sammlung der LWL-Museen für Industriekultur, die mehr als 20.000 historische Glasobjekte aus dem 17.-20. Jahrhundert umfasst und deren Schwerpunkt mundgeblasenes Gebrauchsglas aus der Weserregion bildet. Der umfangreiche Sammlungsbestand verdeutlicht die Entwicklung der Herstellungstechniken und die Geschichte der Verwendungsvielfalt von Glas.