Türmchengespräche
Ein Veranstaltungsformat mit und für junge Menschen in Kooperation zwischen dem Hittorf Gymnasium und dem LWL-Industriemuseum
Gibt es einen gerechten Krieg? Sollen extremistische Parteien verboten werden? Das sind zwei Themen, die die Schüler:innen und Schüler des Hittorf-Gymnasiums Recklinghausen in den letzten sechs Jahren im Türmchengespräch auf den Bühnen im LWL-Industriemuseum diskutiert haben.
Seit 2015 debattieren die jungen Erwachsenen in ihrer Qualifiktionsphase einmal jährlich in einem der LWL-Industriemuseen. Die Themen gestalten Schüler:innen und Lehrkräfte gemeinsam mit den Museumsmitarbeiter:innen aus dem Ausstellungspool der acht LWL-Industriemuseen und formulieren daraus ihre eigenen gesellschaftlich relevanten Leitfragen und Positionen. Der Besuch der Ausstellung des Hattinger Hochofenmuseums Henrichshütte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe „Front 14/18 – Der erste Weltkrieg in 3D“ führte so zur Frage „Gibt es einen gerechten Krieg?“ Die Ausstellung „Wanderarbeit“ des LWL-Industriemuseums Zeche Hannover in Bochum hinterfragte die Erfolgsgeschichte der Migration in die Bundesrepublik von der Nachkriegszeit bis heute.
Neben dem Besuch der Ausstellungen bieten fächerübergreifend die Kurse Geschichte, Politik, Soziologie, Philosophie und Religion multiperspektivische Zugänge zu den Themen. In Deutsch werden Argumentation und Rhetorik in Debatten erprobt.
Am Vortragsabend selbst liefern die Ausstellungskuratoren der Museen einführend kurze Impulse. Die Schüler:innen und Schüler formulieren Eröffnungsthesen, debattieren pro und contra und stellen ein Abschlussstatement zur Abstimmung. Für das Plenum – in der Regel ein Mix aus 100 bis 150 Schüler:innen, Eltern, Freunden und Verwandten wie auch Museumsgästen öffnet sich abschließend die Diskussion. Ein Publikumsvoting zur pro- und contra-Position vor und nach der Diskussion ist mittlerweile Tradition.
Themenwahl, Vor- und Aufbereitung der Debatte sowie die Moderation wird in großen Teilen von den Schüler:innen und Schülern selbst bestritten und durch die Lehrer:innen und Museumsmitarbeiter:innen unterstützt. Das Türmchengespräch im LWL-Industriemuseum dient als Forum für den Austausch über gesellschaftspolitisch kontroverse Themen. Die Schülerinnen und Schüler lernen gute Argumente und rhetorische Fähigkeiten gezielt einzusetzen. Ihre Urteilskompetenz, ihr Ausdrucksvermögen und das Demokratiebewusstsein wird gefördert.
Nach der Corona-bedingten Pause widmet sich das Türmchengespräch im April 2022 im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung dem Verhältnis von Menschen und Tieren aus historischer, soziologischer, künstlerischer und anthropologischer Perspektive. Es lädt ein zu diskutieren, nicht nur Fortschritt und Erfolge der industrialisierten Gesellschaft zu betrachten, sondern auch die Auswirkungen auf die Umwelt vor der eigenen Haustür und in globalen Maßstab zu berücksichtigen.