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Über das Kooperationsprojekt

„Digitizing Living Heritage“

Wo früher Gussformen gefüllt, Ziegel gestapelt oder Spindeln in Bewegung gesetzt wurden, lebt bis heute ein besonderes Wissen fort – das Wissen um historische Arbeitstechniken. Es sind Handgriffe, Bewegungen und Materialien, deren Beherrschung nicht aus Büchern stammt, sondern aus Erfahrung. Dieses „Wissen durch Tun“ ist ein zentrales Element unseres immateriellen Kulturerbes – und es ist akut gefährdet. Immer weniger Menschen beherrschen die alten Techniken, viele Verfahren werden nicht mehr weitergegeben, und vielfach fehlt eine systematische Dokumentation.

Genau hier setzt das Projekt „Digitizing Living Heritage – bewahren, dokumentieren, teilen“ an. In einer Kooperation zwischen dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) wird seit 2023 daran gearbeitet, das Wissen über historische handwerkliche und industrielle Prozesse zu sichern – mit digitalen Methoden, audiovisueller Dokumentation und durch den direkten Austausch zwischen Menschen, die dieses Wissen besitzen oder vermitteln wollen.

Ziele

Ein zentrales Ziel ist es, das implizite Erfahrungswissen, das oft nur mündlich oder durch Vorführung weitergegeben wird, so festzuhalten, dass es auch künftigen Generationen erhalten bleibt. Dabei geht es nicht nur um das Was, sondern auch um das Wie: Wie lässt sich eine Technik so dokumentieren, dass sie tatsächlich verstanden und weitervermittelt werden kann?

Dazu wurden seit Projektbeginn Workshops, Fokusgruppen und ein Pilotprojekt in der Schaugießerei des LWL-Museums Henrichshütte Hattingen durchgeführt. Auf dieser Grundlage entsteht ein praxisnaher Leitfaden zur audiovisuellen Dokumentation, der Museen, Werkstätten und Handwerksbetrieben eine leicht umsetzbare Methode an die Hand gibt, um ihr Erfahrungswissen zu sichern. Zugleich werden die Teilnehmenden befähigt, diese Methoden selbstständig anzuwenden – ein wichtiger Beitrag zur digitalen Kompetenzentwicklung im Kulturbereich.

Netzwerk "Historische Arbeitstechniken"

Aus dem Projekt heraus ist ein lebendiges Netzwerk gewachsen: das „Netzwerk Historische Arbeitstechniken – Sammeln, Forschen, Vermitteln“. Es bringt Akteur*innen aus Museen, Handwerk, Wissenschaft und Ehrenamt zusammen, die sich gemeinsam für den Erhalt und die Weitergabe von historischem Arbeitswissen engagieren. Ziel ist es, Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam neue Wege der Dokumentation zu entwickeln und das Wissen nicht nur zu bewahren, sondern lebendig zu halten – durch offene Zusammenarbeit, gegenseitige Unterstützung und neue Impulse.

Langfristig soll eine Open-Access-Datenbank entstehen, die das gesammelte Wissen zugänglich macht – für Bildung, Forschung, Vermittlung und für alle, die sich für das kulturelle Erbe der Arbeit interessieren. Denn eines ist klar: Dieses Wissen gehört nicht ins Archiv, sondern mitten in die Gesellschaft.