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Eine Seite der Zeitschrift "Kunst und Mode" aus dem Jahr 1920 mit dem Titel "Ägyptisches in der Mode"

Faszination Alt-Ägypten

In Europa und den USA herrschte in den 1920er Jahren eine regelrechte Ägypten-Mode, auch „Ägyptomanie“ genannt.

Viele Bereiche der Kunst, der Populärkultur bis zum Alltags-Design wurden von ihr erfasst. Allen voran Mode und Textildesign wurden stark beeinflusst und trugen ihrerseits zur Faszination für alles Altägyptische bei.

In Musterbüchern der 1920er Jahre finden sich in der Tat häufig Stoffmuster mit ägyptisch inspirierten Motiven.

Hieroglyphen, Skarabäen, Götter- oder Pharaonen- darstellungen werden in die Dessins übernommen und prägen als exotisierende Stoffmuster die Vorstellung, die der Westen sich von dieser alten Kultur machte.

Sensation Pharaonengrab

Verstärkt wurde die Begeisterung für das Alte Ägypten unter anderem durch die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun 1922 in der Nähe von Luxor. Ägypten stand bis 1922 unter der Herrschaft Großbritanniens und bereits seit 1917 führte der britische Ägyptologe Howard Carter Ausgrabungen im Tal der Könige durch, bis dahin allerdings ohne den erhofften Erfolg. Als man schließlich doch auf die erste Stufe des Grabes Tutanchamuns stieß, löste die Meldung über diese Entdeckung umgehend eine Pressesensation aus.

Tatsächlich war es übrigens ein zwölfjähriger ägyptischer Junge der als Wasserträger auf der Ausgrabungsstätte arbeitete, der die erste Stufe zum Grab entdeckte.  

Ein Ausschnitt aus einem Musterbuch zeigt eine Sphinx, Hieroglyphen und einen Pharao

„Ägyptisches in der Mode“

In ihrer Beilage „Kunst und Mode“ widmet die Fachzeitschrift „Der Konfektionär“ dem Thema Ägypten eine ganze, mit Modezeichnungen illustrierte Seite. Geschwärmt wird von der bewunderns- werten Ornamentik und dem Farbenreichtum der alten Ägypter. „Die Modeschöpfer haben ein neues ergiebiges Thema gefunden.“

Ein Mechanismus solcher Formen des Historismus und Orientalismus war es, fremde Darstellungen und Motive assoziativ neu zusammenzusetzen, sie zu reinen „Mustern“ werden zu lassen. Ursprüngliche Kontexte und Zusammenhänge werden dadurch vernachlässigt.

Bei genauem Hinschauen zeigt auch diese Strickjacke aus unserer Sammlung, datiert in die 1920er Jahre, stilisierte Motive wie die Sphinx, Pyramiden oder einen ägyptischen Streitwagen.

Übrigens...

eine 2. Welle der Begeisterung

Die Faszination für das Alte Ägypten ist aber schon viel älter und lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Die moderne Ägyptenbegeisterung hatte ihren Auslöser in den ägyptischen Expeditionen Napoleons 1798-1801. Man muss also von einer Wiederkehr der Ägyptenbegeisterung in den 1920er Jahren sprechen.