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LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller, Euskirchen

Historische Arbeitstechniken

Ein Kooperationsprojekt der LWL-Museen für Industriekultur und des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte

Überall dort, wo früher gearbeitet wurde – in Gießereien, Schmieden, Ziegeleien, Spinnereien oder auf Werften – lebt bis heute ein besonderes Wissen weiter: das Wissen um Arbeitsabläufe, Werkzeuge, Materialien und Handgriffe. Es ist Wissen, das nicht in Archiven liegt, sondern in den Händen, Bewegungen und Erfahrungen der Menschen steckt, die diese Techniken noch beherrschen.

Doch dieses Erfahrungswissen ist gefährdet. Vieles wird nicht mehr gelehrt, manches ist nur noch in musealen Vorführbetrieben erlebbar – und häufig gibt es keine systematische Dokumentation. Genau hier setzt unsere Arbeit an.

Das Netzwerk „Historische Arbeitstechniken“ widmet sich dem Erhalt, der Dokumentation und dem Austausch über historische Handwerks- und Industrieprozesse. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Arbeitstechniken, die durch praktisches Tun weitergegeben werden, für die Zukunft gesichert und vermittelt werden können.

Ausgangspunkt war das Projekt „Digitizing Living Heritage – bewahren, dokumentieren, teilen“, in dem wir Menschen aus unterschiedlichen betroffenen Bereichen in Workshops zusammengebracht haben, den Austausch gefördert und erste Möglichkeiten der Vernetzung erprobt haben. Daraus ist unser Netzwerk "Historische Arbeitstechniken" entstanden.

Doch das ist erst der Anfang:
Unser Netzwerk bringt Menschen aus Museen, Handwerk, Wissenschaft und Ehrenamt zusammen, die sich für das immaterielle Kulturerbe der Arbeit engagieren. Gemeinsam entwickeln wir Methoden, tauschen Erfahrungen aus und schaffen neue Perspektiven für die Vermittlung und Weitergabe von Wissen, das oft nur im Tun erfahrbar ist.

Im Rahmen eines Pilotprojekts in der Schaugießerei des LWL-Museums Henrichshütte Hattingen entstand unser digitaler Leitfaden zur "audiovisuellen Dokumentation historischer Arbeitstechniken". Er bündelt praxisnahe Erfahrungen und Empfehlungen, um Museen und anderen Einrichtungen eine systematische, leicht umsetzbare Methode zur Erfassung von handwerklichem und technischem Erfahrungswissen an die Hand zu geben. Ziel ist es, die komplexen, oft schwer schriftlich fassbaren Techniken audiovisuell festzuhalten, langfristig zu sichern und so den Erhalt immateriellen Kulturerbes zu fördern.

Perspektive

Das Netzwerk wächst. In den kommenden Jahren wollen wir weitere Partner:innen einbinden, neue Dokumentationen begleiten und Formate für den fachlichen Austausch und die praktische Anwendung entwickeln. Unser Ziel ist es, nicht nur Wissen zu bewahren, sondern es lebendig zu halten und in die Zukunft zu tragen – gemeinsam, praxisnah und offen für neue Impulse.

Termine 2025 - Save the Date

Digitales Treffen

07.04. Präsentation Leitfaden
„Digitale Dokumentation historischer Arbeitstechniken“

Analoges Treffen

30.10. Netzwerktreffen im Freilichtmuseum Hagen

Weitere Informationen folgen in Kürze.

Vorführbetriebe in Deutschland

Hier entsteht eine Karte, auf der Sie zukünftig mehr und mehr Vorführbetriebe sowie weiterführende Informationen finden werden.

Zu unseren Vorführbetrieben

Screenshot der Landkarte mit verschiedenen Standorten

Netzwerk "Historische Arbeitstechniken"

Möchten Sie Informationen zu unserem Netzwerk erhalten oder selbst Teil davon werden, finden Sie unter folgendem Link alles Weitere.

Anmeldung zu unserem Netzwerk

Blick auf eine Kamera, die einen Vortrag aufzeichnet

Workshops 2024

Ein Rückblick auf unsere vergangenen Veranstaltungen

Kick-Off erfolgreich - Unser Auftaktworkshop

Unser Kick-Off Workshop zum Projekt "Digitizing Living Heritage" im LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg liegt nun hinter uns und war ein gelungener Auftakt.

Im Mittelpunkt der beiden Workshoptage am 24. und 25. Juni standen die Entwicklung und das Erlernen digitaler Methoden zur Erhaltung und Weitergabe traditioneller Arbeitstechniken des Handwerks und der Industrie sowie die Gründung des „Netzwerk Historische Arbeitstechniken“. Die rasanten Veränderungen in der Arbeitswelt haben dazu geführt, dass das Wissen um traditionelle Handwerks- und industrielle Produktionstechniken zunehmend schwindet. Viele Kultureinrichtungen stehen vor der Herausforderung, langfristig fachkundige Wissensträger:innen zu finden, die dieses Wissen in Vorführbetrieben lebendig halten und weitergeben können.
Genau dies ist unser Anliegen.

Der Workshop brachte Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und Branchen zusammen. Mitarbeitende verschiedener Museumsbetriebe, Kulturverbände und Universitäten, Vorführende und andere ehrenamtlich engagierte Personen, die sich für den Erhalt historischer Arbeitsweisen einsetzen. Das Zusammentreffen der diversen Fachgebiete ermöglichte es, konkrete Bedarfe der einzelnen Arbeits- und Interessenfelder zu benennen. Es ging darum, herauszufinden, welche Methoden angewendet werden können, um das Wissen sowie Techniken zu sichern. Besonders wurde der Frage nachgegangen, ob Film ein geeignetes Medium ist. Die Idee von digitalen Manualen bieten Lösungen, um neues Personal in die historischen Arbeitsschritte einzuarbeiten und so dieses kulturelle Erbe zu bewahren. Die Teilnehmenden tauchten selbst in die Praxis ein und konnten ein erstes Gespür dafür entwickeln, was es bedeutet, einen Film zu erstellen. Dabei wurde deutlich, wie komplex die Aufgabe ist, Handwerk und Wissen audiovisuell aufzubereiten und einen Film zu erstellen, durch den Techniken weitergegeben werden können. Gleichzeitig hatten alle Teilnehmenden ein großes Erfolgserlebnis, als sie feststellten, dass sie bereits nach zwei Tagen mit einem Tablet und einer kostenlosen App eigenständig tolle Dokumentationsfilme produzieren konnten. Die zwei Tage waren angefüllt mit Ideen und ersten Einblicken, aber auch mit viel Networking und Gesprächen. 

Einblick in unseren Kick-Off-Workshop

Digitale Workshops

Am 28.10. und 25.11.2024 fanden zwei digitale Workshops statt. Dieses Format richtete sich an bisherige sowie neue Netzwerk-Interessierte.

Im Mittelpunkt der beiden Workshops standen die Themen: Netzwerkkommunikation, Datenmanagement und die Erarbeitung eines Leitfadens zur eigenständigen Dokumentation von Arbeitstechniken mit der Kamera.

Die Teilnehmer:innen erhielten zahlreiche Impulse anhand praktischer Beispiele, konnten sich mit Expert:innen zu verschiedenen Möglichkeiten der audiovisuellen Dokumentation austauschen und erste eigene Filmproduktionen vorstellen.

In Gruppenarbeiten wurden die Bedarfe der Vorführbetriebe bei der Filmdokumentation sowie allgemeine Bedarfe des „Netzwerks historische Arbeitstechniken“ erarbeitet und konkretisiert - auch mit Blick auf das kommende Jahr. Ein zentraler Punkt war die Entwicklung praxisorientierten Leitfäden, die Vorführbetrieben die eigenständige Erstellung audiovisueller Dokumentationen ermöglichen sollen. Dabei wurde auch ihr Aufbau, die Bedeutung von Kommunikation zwischen den Akteur:innen und denjenigen, die dokumentieren sowie die Berücksichtigung technischer und räumlicher Herausforderungen betont. 

Ein weiterer, bedeutender Punkt war die Frage nach dem Datenmanagement, insbesondere die langfristige Speicherung unter Einhaltung bestimmter Datenstandards. Gemeinsam wurden Plattformen erarbeitet, die sich für den Aufbau einer eigenen Datenbank eignen, um die erstellten Dokumentationen und Manuale sowohl intern als auch extern zugänglich zu machen - unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, Archivierung, weitere Funktionen und Bedienungsfreundlichkeit. Zur Diskussion standen die Kombination aus den Plattformen „YouTube“ und „Museum Digital“.

Zuletzt lag ein Schwerpunkt auf der internen Netzwerkkommunikation. Als Kernbedarfe wurde die institutionelle Verankerung und eine regelmäßige netzwerkinterne Kommunikation identifiziert, sei es in Form von Treffen oder digitaler Kommunikation, z. B. durch ein Internetforum.  Als größte Herausforderung, um die gesteckten Ziele zu erreichen, wurden Finanzierung und allgemeine Organisation des Netzwerks gesehen. Die Akquise von Fördermitteln und die Einrichtung eines zentralen Arbeitskreises, Vereins oder Ähnlichem wurden als Lösungswege betrachtet.

Die digitalen Workshops führten zu konstruktiven Ergebnissen und sorgten bei den Teilnehmenden für einen angeregten und produktiven Austausch. Die entstandenen Impulse werden vom Projektteam im Hintergrund seitdem umgesetzt, sodass absehbar über konkrete Möglichkeiten für die Vernetzung informiert werden kann.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmenden für das Engagement im Jahr 2024 und freuen uns darauf, auch in 2025 weiter zu wachsen, uns zu vernetzen und gemeinsam implizites Wissen sichtbar zu machen.

Kontakt LWL-Museen für Industriekultur

Ellen Bömler und Konrad Gutkowski
Team Wissenschaft und Projekte

Zentrale
Grubenweg 5
44388 Dortmund

wup.industriekultur@lwl.org

Tel: 0231 6961-270

Kontakt LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Dr. Lisa Maubach
Leitung Abteilung Alltagskultur und Sprache

rheinische-landeskunde.lvr.de/alltagskultur

Lisa.Maubach@lvr.de

Tel: 0228 9834 - 268