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Ein offenes Produktionsbuch zeigt gezeichnete Stickmuster auf Millimeterpapier

Dieses Buch sagt mehr!

Produktionsbücher

Produktionsbuch - das klingt nach Arbeit und genau darum geht es.   

Das betriebsintern geführte Produktionsbuch dokumentierte die vielen technischen Anforderungen und verwendeten Materialien, die zur seriellen Textilherstellung nötig waren.

Für die Qualitätssicherung in der Produktion war es unverzichtbar. Neben den Stoffmustern enthält es Entwurfs-, und Patronenzeichnungen, Farbrezepte, Probedrucke, Kalkulationen und vieles mehr. Charakteristisch sind handschriftliche Notizen aus dem Arbeitsalltag.

Viele verschiedene Gesichter

Das Produktionsbuch ist immer Spiegel der Textilbranche und des Betriebs, in dem es angelegt wurde. Gravur-, Walzen- und Filmbücher waren für den Textildruck wichtige Arbeitsmittel, während für die Weberei Musterpatronen mit detaillierten Informationen zur Einrichtung der Webstühle und dem verwendeten Material unverzichtbar waren. Für die Dokumentation der Herstellung von Schablonen für den Druck reichten bereits kleinste Ausschnitte der Muster. Nur mit entsprechendem Fachwissen waren Stellvertreter diese auslesbar.

Spuren des Gebrauchs

Oft finden sich in Produktionsbüchern handschriftliche Notizen und Zeichnungen der Facharbeiter:innen, manchmal auch in Form von lose beiliegenden Blättern. Diese Aufzeichnungen konnten immer wieder für die Fertigung zu Rate gezogen werden. Notizen wurden ergänzt, verändert oder wieder gestrichen. Intensive Spuren des Gebrauchs zeigen, dass die Bücher tatsächlich häufig zum Nachschlagen benutzt wurden.

Stoffe werden auf die Probe gestellt "Im Dunkeln aufbewahrt - belichtet - gesalzen"

In diesem Farbrezeptbuch aus den Jahren 1909-13 wurden Farbmusterproben einem harten Test unterzogen und auf ihre Farbechtheit geprüft. Sie wurden kalt oder kochend geseift, gechlort, in Brunnenwasser gelegt oder dem Sonnenlicht ausgesetzt. Ganze Versuchsreihen wurden hier dokumentiert, die Farbrezepte immer wieder leicht verändert. Synthetische Farbstoffe bekannter Firmen wie BASF, Bayer oder Geigy wurden zeitgleich mit natürlichen Farbstoffen wie Blauholz oder Kreuzbeere verwendet.

Zeugen der Zeit Krieg stoppte die Produktion

Aber Produktionsbücher sind auch Zeugen der Zeitgeschichte: am 2. August 1914 stellte die Weberei Bierbaum ihre Produktion zum Anfang des Ersten Weltkriegs ein. Erst im Jahr 1925 finden sich neue Eintragungen. Unterzeichnet ist der handschriftliche Vermerk mit den Initialien F.B., sehr wahrscheinlich hat Fritz Bierbaum, der Sohn des Firmengründers Joseph Bierbaum, den Eintrag vorgenommen. Die Firma Bierbaum, 1895 in Borken gegründet, stellt auch heute noch Heimtextilien und insbesondere Bettwäsche her.

Zahlen, Daten, Fakten Am Ende muss es sich rechnen

Zur Kalkulation von Materialmengen, Arbeitszeiten und -kosten, die letztlich in die Preisgestaltung der Webwaren einflossen, waren minutiöse Aufzeichnungen mit Webstuhlnummer, Datum und Unterschrift der eingeteilten Weber nötig. Natürlich wurden diese Angaben, nach denen auch der Lohn der Weber berechnet wurde, vom Webmeister im Betrieb kontrolliert. In der Tuchfabrik Lütgenau & Wiehager aus Hückeswagen wurden Wolltuche zu zivilen und in den 1930er Jahren zunehmend zu militärischen Zwecken gewebt. Neben „Woll-Cheviot“ findet sich so auch „feldgrau nach Vorlage Berlin“. 

Recycling Nachhaltigkeit oder Sparsamkeit?

Immer wieder wurden Stoffmuster aus den Büchern entfernt. Teils sind es mehrere ganze Seiten, die nur noch Klebstoffreste zeigen. Diese wurden mit neuen Stoffmustern überklebt und konnten so wiederverwendet werden. Die Betriebe arbeiteten sehr sparsam, Defektes wurde repariert, Altes wurde „recycelt“.

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